Planarien im Aquarium

Junidrache
Beitrag geschrieben: 23.12.2003 – 14:56 Titel: Parasiten /Ungeziefer im Kies?

Hallo,

habe vor ein paar Tagen entdeckt, daß sich im Kies so weißliche, kleine Asseln oder ähnliches befinden. Ca. 0,1 cm groß, vorne zwei filigrane
Fühler. Sind das Parasiten, die den Fischen schaden, sobald sie raus kriechen?? Sind unten eher flachen und oben leicht gerundet bis oval??
Sind nicht immer zu sehen.
Brauche dringend Rat oder Hilfe, bevor ich schlaflose Nächte habe.
Schwrzer Quarzkies mit grauem gemischt. Wasserwerte soweit ok.
Keine Verschlechterung seit Wochen. Welse, Mollys und Zebrabarben.
Vielen Dank für Antworten.

junidrache
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Jürgen
Beitrag geschrieben: 27.12.2003 – 01:10 Titel: Re: Planarien

Die beobachteten Würmer im Substrat:

Ausgehend davon, dass es sich um einen Wurm handelt, könnte es sich entweder um einen Plattwurm (Plathelminthen) oder einen Borstenwurm (Anelidae) handeln. Ersteres wird einige mm bis 2 cm gross, letztere werden im Aquarium bis 4 cm lang.
Borstenwürmer werden etwas grösser und können als bleiche, Tubifexänliche Würmer im Bodensubstrat vorkommen.

Planarien gehören in die Gruppe der Plathelminthen, es handelt sich dabei um Strudelwürmer (Klasse Turbellaria) mit gewöhnlich freilebender Lebensweise (auch parasitische Arten sind beschrieben). Strudelwürmer sind Zwitter, d.h. jedes Individuum besitzt sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane, manche Arten sind auch zu ungeschlechtlicher Vermehrung durch Teilung befähigt. Sie besitzen keinen After, keine Blutgefässe und keine Atmungsorgane, Sinnesorgane können vorhanden sein. Planarien besitzen einen ausstülpbaren Schlund (Pharynx), mit Hilfe eines Flimmerepithels, das den gesamten Körper überzieht, sind sie in der Lage, schnell über Oberflächen zu gleiten. In der Haut sitzen sog. Rhabditen – kleine Stäbchen, die gegen Feinde oder Beute geschleudert werden können. Diese Rhabditen erzeugen bei den getroffenen Tieren Lähmungen und Wunden. Beschriebene Arten in unseren Aquarien sind Stenostomum leucops, Planaria maculata, Dentrocoilium lacteum, Polycelis tenuis u.a.). Die allgemeine Bezeichnung in der Aquaristik lautet „Scheibenwürmer“. Die Farben der Planarien können weiss, cremeweiss, gelblich, grau, rosa oder ‚leicht rötlich‘ sein.
Mit Futterresten, Kot oder toten Fischen verschmutzte Aquarien stellen ideale Lebensräume für Strudelwürmer dar. Neben Fischlaich können übrigens auch Jungfische durch die Rhabditen geschädigt werden.

Bekämpfung: Die Bekämpfung der Strudelwürmer ist schwierig. Die harten Eikapseln sind gegen Medikamente resistent. Masoten tötet die Würmer, aber nicht die Eier. Am besten werden betroffene Aquarien ausgeräumt, gereinigt und desinfifziert. Von Köderungsversuchen mit rohem Rindfleisch rät BAUER ab, da durch den freiwerdenden Fleischsaft das Aquarium zusätzlich verschmutzt und den Strudelwürmern noch bessere Vermehrungsgrundlagen geboten werden. Auch das Einbringen von Kupferpfennigen (neuerdings: Kupfercent Zwinker ) oder Kupferdraht ist wegen der Vergiftungsgefahr für Fische, Schnecken und Krebse (allg. Wirbellose) keine brauchbare Lösung. (Roland Bauer: Erkrankungen der Aquarienfische, Reihe Tierärztliche Heimtierpraxis, 1991).

Eine Erhöhung der Temperatur auf ca. 35 °C soll helfen. Zuvor müssen die Fische herausgefangen werden, einige Pflanzenarten könnten diese Prozedur möglicherweise nicht vertragen. Fische, die Planarien fressen: Trichogaster sp. (Blauer Fadenfisch, Mosaikfadenfisch). (Tetra: Gesunde Zierfische, 1990). Auch Macropodus opercularis (Paradiesfisch) frisst Planarien (eigene Beobachtungen). Da kein Zeitraum bei der Temperaturkur angegeben ist würde ich bei der Temperaturerhöhung einmal von 2 Tagen ausgehen, evt. ist die Prozedur dann noch einmal zu wiederholen. Im Mergus BD I wird bei der Temperaturerhöhung 32 °C empfohlen (auch hier: vorher die Fische rausfangen!).

Als Medikament wirkt Levamisol gegen Planarien, der Wirkstoff Levamisol ist z.B. im Präparat Concurat L 10 % enthalten. Als Dosierung gegen Planarien im Süss- und Meerwasser werden 0,5 g/100 l Wasser über 12 Stunden angegeben (Tetra: Gesunde Zierfische, 1990). Da Concurat in Österreich nicht erhältlich (nicht zugelassen) war hab ich mir das Medikament in München beim Fischgesundheitsdienst verschreiben lassen und gekauft. Anlassfall war eine Behandlung gegen Camalanus cotti (Fräskopfwurm), einen Nematoden (Fadenwurm), den ich mit Wildfang-Scalaren „mitgekauft“ hab und die in einem Becken auch ohne Vorhandensein eines Zwischenwirtes (Ruderfusskrebse oder Copepoden) nach und nach die Haltung von Apistogramma-Arten erschwert hat. Die Wirkung war sehr gut, nach den angeg. 12 Stunden wurde ein TW-Wechsel gemacht und Aktivkohle eingesetzt, eine weitere Behandlung war dann nicht mehr notwendig. Die gleiche Methode hat auch bei der Bekämpfung von Planarien in anderen Becken (Zuchtaquarien) sehr gute Erfolge gebracht.

Fazit: Die von Dir beobachteten dünnen beweglichen Fäden sind entweder Nematoden (Fadenwürmer) oder Aneliden (Borstenwürmer, Ringelwürmer, bekanntester Vertreter: Tubifex tubifex). Beide können im Aquarium vorkommen, sowohl im Filter als auch im Substrat und stellen für die Fische keine Gefahr dar. Sie können sich im freien Wasser durch Kontraktionen zuckend vorwärts“schlängeln“, wenn man einen gut eingelaufenen Filter mal einige Minuten ausgeschaltet lässt werden von den Würmchen (durch den Sauerstoffmangel im Filter kriechen sie nach oben) immer einige ins Becken gespült (und im Normalfall auch gleich von den Fischen aufgefressen). Diese Würmer kriechen allerdings nicht wie die Planarien an den Aquarienscheiben umher.

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Jürgen

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