Oberkappel liegt im obersten Mühlviertel im Bezirk Rohrbach und grenzt direkt an Bayern. Mit nur 712 Einwohnern zählt es zu den kleineren Gemeinden Österreichs.Marktgemeinde Oberkappel

Oberösterreich

Panorama

11.02.2020

Oberkappel: Das „Mini-Österreich“?

Auf der Karte gleicht das Oberkappler Gemeindegebiet beinahe einem „Mini-Österreich“: Dabei liegt die kleine Mühlviertler Gemeinde direkt an der Grenze zu Deutschland. Aber was bedeutet eigentlich der Ortsname und was hat es mit dem Narrenkastl an sich?

Oberkappel ist eine kleine Gemeinde im oberen Mühlviertel und grenzt direkt an den Landkreis Passau in Bayern. Mit Passau verbindet Oberkappel besonders in seinen Anfängen viel: Schließlich gehörte das Gebiet, auf dem die 712-Seelen-Gemeinde heute liegt, einst zum Hochstift Passau. Aber auch später blieb Oberkappel in gewisser Weise mit Bayern verbunden.

Geografisch gesehen liegt Oberkappel auf einer kleinen Erhöhung am Zusammenfluss der Flüsse Ranna und Osterbach. Von der Ranna leitet sich auch der traditionelle Faschingsgruß der Oberkappler her: "Ranna Ranna - ba° ba°"".

Geografisch gesehen liegt Oberkappel auf einer kleinen Erhöhung am Zusammenfluss der Flüsse Ranna und Osterbach. Von der Ranna leitet sich auch der traditionelle Faschingsgruß der Oberkappler her: „Ranna Ranna – ba° ba°““.

Am Anfang war eine Kapelle

Die historischen Anfänge von Oberkappel sind nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass alles von einer kleinen Kapelle ausging: Angeblich ließen die Passauer Bischöfe auf einer Anhöhe zwischen den Flüssen Ranna und Osterbach eine kleine hölzerne Kapelle erbauen. Auch in einer anderen Gründungstheorie spielt die Kapelle eine ausschlaggebende Rolle – so soll etwa Calhoch der Zweite von Falkenstein, der auch das Kloster Schlägl im oberen Mühlkreis gründete, an der Stelle des heutigen Oberkappel ein Kirchlein mit einem Markt gebaut haben.

Wer auch immer sie errichten ließ: die Kapelle ist maßgeblich für die Gemeinde und ihren Ortsnamen. Vermutlich heißt Oberkappel nämlich einfach „Kapelle oberhalb der Donau“. Denn von der Donau aus gesehen liegt die Gemeinde flußaufwärts an der Ranna, also „oberhalb“. Einige Kilometer stromabwärts befindet sich übrigens die Gemeinde Niederkappel.

Das Gemeindegebiet der Katastralgemeinde Oberkappel hat eine außergewähnliche Form: Sie ähnelt einem Mini-Österreich, an dessen Westspitze statt Bregenz das Ortszentrum von Oberkappel liegt.

Das Gemeindegebiet der Katastralgemeinde Oberkappel hat eine außergewähnliche Form: Sie ähnelt einem Mini-Österreich, an dessen Westspitze statt Bregenz das Ortszentrum von Oberkappel liegt.

Das andere Bregenz?

Als Oberkappel um 1290 in oberösterreichische Landeshoheit geriet, ließ es sich der Passauer Fürstbischof nicht nehmen, das an den Pfarrsitz im bayrischen Wegscheid angrenzende Oberkappel zur Wegscheider Filialkirche zu ernennen. So kam es in gewisser Weise zu einer Trennung von Kirche und Staat, denn während Oberkappel in weltlichen Belangen der oberösterreichischen Landesregierung unterstand, blieben die kirchlichen Angelegenheiten, sowie die damals damit verbundene Gerichtsbarkeit weiterhin beim Hochstift Passau.

Erst 1783 wurde nach jahrzehntelangem Bemühen der Bürgerinnen und Bürger auch in Oberkappel eine Pfarre gegründet. Als Oberkappel im Jahr 1828 als Katastralgemeinde vermessen wurde, standen auf dem Gemeindegebiet um die 30 Häuser. Bei der Festsetzung der Gemeindegrenzen kam es zu einer interessanten Form: Auf der Karte ähnelt der äußere Grundriss des Ortes jenem des heutigen Staates Österreich. Das Ortzentrum Oberkappels selbst liegt dabei ungefähr da, wo man auf der Österreich-Karte Bregenz positioniert.

Das Gemeindewappen wurde Oberkappel 1981 verliehen: Es ist in rot und weiß gespalten und in der Mitte befindet sich eine Scheibe in denselben Farben. Sie stellt als Kreis den Zusammenhalt der Bürgerinnen und Bürger dar.

Das Gemeindewappen wurde Oberkappel 1981 verliehen: Es ist in rot und weiß gespalten und in der Mitte befindet sich eine Scheibe in denselben Farben. Sie stellt als Kreis den Zusammenhalt der Bürgerinnen und Bürger dar.

Starker Zusammenhalt der Bevölkerung

Im Jahr 1850 wurde Oberkappel auch als politische Gemeinde gegründet – im selben Jahr fanden die ersten Gemeindewahlen statt. Ein Wappen hat die Mühlviertler Gemeinde aber erst seit nicht ganz 40 Jahren: Es wurde 1981 verliehen und der Entwurf stammt von einem Oberkappler selbst, nämlich dem Priester und Künstler Kurt Andlinger. Es handelt sich um ein Wappen, das in der Mitte in eine rote und in eine weiße Hälfte geteilt ist. Die Spaltung bezieht sich auf die Lage der Gemeinde an der Grenze von Österreich zu Deutschland. In der Mitte befindet sich ein Kreis, ebenfalls in eine rote und eine weiße Hälfte geteilt. Er könnte als Buchstabe „O“ für Oberkappel stehen und symbolisiert die Geschlossenheit und den Zusammenhalt der Bevölkerung.

Dieser Zusammenhalt zeigte sich auch in der Solidarität der Bürgerinnen und Bürger während der Flüchtlingskrise der vergangenen Jahre, als in Oberkappel in einem ehemaligen Gasthof bis zu 50 Asylsuchende untergebracht waren. Die Bevölkerung leistete ihnen mit vereinten Kräften Hilfe und Unterstützung.

Oberkappel voller Narren?

Dass es in Oberkappel auch sehr lustig zugehen kann, zeigt sich beim „Oberkappler Narrenkastl“. Die Faschingsveranstaltung, die alle zwei Jahre stattfindet, ist für die gesamte Region ein Höhepunkt. Über 50 Ehrenamtliche stellen dabei für den gesamten Bezirk ein Programm von hohem Niveau zusammen und beweisen einmal mehr ihr soziales Engagement für die Gemeinschaft. Wenn 2020 der traditionelle Narrenruf „Ranna Ranna ba° ba°“ erklingt, feiert das Oberkappler Narrenkastl sein 25-jähriges Jubiläum.

-E. SCHUBERT

© Copyright - Kommunalnet